Schreiben ist streng genommen ein Auswählen von Buchstaben. Wenn in einer totalen Bibliothek im Sinne von Borges ALLE möglichen Bücher, alle möglichen Buchstabenkombinationen vorhanden wären – also ungeachtet der Frage, ob diese Kombinationen einen Sinn ergeben bzw. eine Bedeutung haben – dann würde das GEZIELTE Auswählen eines Buches zum Schreibprozess; Lesen und Schreiben wären identisch.
Philosophie und Fiktion wurzeln gleichermaßen im menschlichen Grundbedürfnis nach Orientierung. Aufgrund seines eingeschränkten Erfassungsvermögens ist der Mensch evolutionär dazu gezwungen gewesen, eine Imaginationskraft auszubilden, die ihm das Spekulieren, Prognostizieren und Simulieren ermöglicht. Die Fiktion / Narration erweitert den Aspekt der Unterhaltung im Sinne von „Entertainment“, ist aber zugleich auch Unterhaltung im Sinne von „Kommunikation“. Narration ermöglicht die Verwendung von Metaphern, Symbolen und Allegorien, wodurch es den Menschen möglich wird, existentielle Aussagen über das Mensch-Sein zu treffen, die auf einer rein nüchtern-rationalen Ebene nicht vermittelbar wären. Dazu gehören u.a. Sinnstiftungen, Emotionen und Sehnsüchte.
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