Ein Mensch, der glaubt, gemäß „objektiver“ Maßstäbe auf moralischer oder epistemischer Ebene zu handeln, ist ein Mensch, der nach subjektiven Maßstäben handelt, ohne dies anzuerkennen. Ein Mensch, der glaubt, gemäß „subjektiver“ Maßstäbe zu handeln, ist ein Mensch, der gemäß subjektiver Maßstäbe handelt UND dies anerkennt. Ironischerweise kann somit gerade letzterer Mensch, der für seine Position eben keinen Wahrheitsanspruch erhebt, etwas vorweisen, das ersterer durchaus als „Wahrheit“ auffassen könnte: Eine Kongruenz zwischen Selbsteinschätzung und Struktur der eigenen Weltinterpretation.
Philosophie und Fiktion wurzeln gleichermaßen im menschlichen Grundbedürfnis nach Orientierung. Aufgrund seines eingeschränkten Erfassungsvermögens ist der Mensch evolutionär dazu gezwungen gewesen, eine Imaginationskraft auszubilden, die ihm das Spekulieren, Prognostizieren und Simulieren ermöglicht. Die Fiktion / Narration erweitert den Aspekt der Unterhaltung im Sinne von „Entertainment“, ist aber zugleich auch Unterhaltung im Sinne von „Kommunikation“. Narration ermöglicht die Verwendung von Metaphern, Symbolen und Allegorien, wodurch es den Menschen möglich wird, existentielle Aussagen über das Mensch-Sein zu treffen, die auf einer rein nüchtern-rationalen Ebene nicht vermittelbar wären. Dazu gehören u.a. Sinnstiftungen, Emotionen und Sehnsüchte.
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