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Philosophie und Fiktion wurzeln gleichermaßen im menschlichen Grundbedürfnis nach Orientierung. Aufgrund seines eingeschränkten Erfassungsvermögens ist der Mensch evolutionär dazu gezwungen gewesen, eine Imaginationskraft auszubilden, die ihm das Spekulieren, Prognostizieren und Simulieren ermöglicht. Die Fiktion / Narration erweitert den Aspekt der Unterhaltung im Sinne von „Entertainment“, ist aber zugleich auch Unterhaltung im Sinne von „Kommunikation“. Narration ermöglicht die Verwendung von Metaphern, Symbolen und Allegorien, wodurch es den Menschen möglich wird, existentielle Aussagen über das Mensch-Sein zu treffen, die auf einer rein nüchtern-rationalen Ebene nicht vermittelbar wären. Dazu gehören u.a. Sinnstiftungen, Emotionen und Sehnsüchte.
Wenn die Biologie bzw. Neurowissenschaften als Hilfswissenschaften des Konstruktivismus fungieren, dann nicht im Sinne einer materialistischen Erklärung oder „Identitätstheorie“ des menschlichen Bewusstseins, sondern im Sinne einer postulierten Korrelation zwischen Sinnesreizungen und mentalen Prozessen.
Wenn ich sage: „Es gibt keine objektive Wahrheit“, dann ist dies aus konstruktivistischer Sicht kein „performativer Widerspruch“ im Sinne von: „Es ist eine objektive Wahrheit, dass es keine objektive Wahrheit gibt.“ Die konstruktivistische Variante dieser Aussage wäre vielmehr: „Das Konzept einer 'objektiven Wahrheit' funktioniert nicht.“ bzw. „Das Konzept einer 'objektiven Wahrheit' ist nicht viabel.“. Nun könnte man einwenden, die Aussage „X funktioniert nicht.“ würde implizieren: „Es ist objektiv wahr, dass X nicht funktioniert.“ Aber auch dies würde dem konstruktivistischen Ansatz nicht gerecht. Wir können hier den Wahrheitsbegriff umgehen, indem wir sagen: „Die Aussage 'X funktioniert nicht' funktioniert.“ An dieser Stelle ist entscheidend, dass das „Funktionieren“ bzw. die „Viabilität“ nicht mit einer „Wahrheit des Funktionierens“ identisch ist. Was der Wahrheitsbegriff im traditionellen Sinne bedeutet, hat Platon mit seinem Eutyphron-“Dilemma“ bes
Wir müssen zwischen zwei grundverschiedenen Formen von „Transzendenz“ unterscheiden: 1. „Transzendenz“ im platonisch-christlichen Sinne: Entwertung der Welt + Sehnsucht nach „Wahrheit“ und „Jenseits“. 2. „Transzendenz“ im Sinne von „Individualität“, „Subjektivität“, „Für-sich-Sein“ oder „Kultur“ im DIESSEITS .  (Als Gegensatz zur „Weltimmanenz“ im Sinne Georges Batailles).
Ein Mensch, der glaubt, gemäß „objektiver“ Maßstäbe auf moralischer oder epistemischer Ebene zu handeln, ist ein Mensch, der nach subjektiven Maßstäben handelt, ohne dies anzuerkennen. Ein Mensch, der glaubt, gemäß „subjektiver“ Maßstäbe zu handeln, ist ein Mensch, der gemäß subjektiver Maßstäbe handelt UND  dies anerkennt. Ironischerweise kann somit gerade letzterer Mensch, der für seine Position eben keinen Wahrheitsanspruch erhebt, etwas vorweisen, das ersterer durchaus als „Wahrheit“ auffassen könnte: Eine Kongruenz zwischen Selbsteinschätzung und Struktur der eigenen Weltinterpretation.
Einer der größten Irrtümer idealistischer Metaphysiker liegt in der Vorstellung, man müsse den Standpunkt des subjektiven Ichs „transzendieren“, um philosophische Aussagen über das Allgemeine treffen zu können. Das Allgemeine ist jedoch nicht „objektiv“ zu fassen, sondern ergibt sich philosophisch aus der (inter)subjektiven Beobachtung der (inter)subjektiven Wahrnehmung. Diese epistemische Selbstreferenz ist kein perspektivischer Nachteil, sondern die GRUNDVORAUSSETZUNG  jeder  brauchbaren (viablen) Erkenntnistheorie .
Die Gemeinsamkeit zwischen Buddhismus und französischem Existentialismus besteht darin, dass beide das fundamentale Prinzip der Leerheit / des Nichts akzeptieren. Der Unterschied besteht darin, dass der Buddhist die Leerheit als Idealzustand der Erkenntnis bzw. „wirklichen“ Zustand ansieht, während der Existentialist die Leerheit als prinzipiell unbestimmte Existenzform auffasst, die er durch eine selbst gewählte / bestimmte Essenz FÜLLEN möchte.